Im ersten Teil des Artikels wurde der Aufbau der Norm inklusive der damit in Verbindung stehenden Anforderung an ein Energiemanagementsystem (EnMS) dargestellt. Der zweite Teil befasst sich nun mit der Implementierung des Systems bei den Stadtwerken Gersthofen.
Warum betreiben die Stadtwerke Gersthofen ein EnMS?
Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben, die im ersten Teil des Artikels angesprochen wurden, verpflichtete sich das Unternehmen 2014 zur Einführung des Systems. Hierdurch sollte vorwiegend erreicht werden, dass weiterhin Entlastungen von der Energiesteuer in Anspruch genommen werden können. Gleichzeitig hat sich die Stadt Gersthofen als Rechtsvetreter der Stadtwerke dazu entschlossen, dem Thema Energie mehr Aufmerksamkeit zu widmen, unter anderem durch die Schaffung der Stelle eines Energie- und Klimamanagers. Insgesamt waren damit gute Voraussetzungen gegeben, die Einführung des EnMS voran zu treiben.
Wie wurde das EnMS der Stadtwerke Gersthofen eingeführt?
Zunächst wurde bei den Stadtwerken Gersthofen 2013 und 2014 ein Energieaudit nach DIN EN 16247 durchgeführt. Bei dieser Überprüfung werden in Zusammenarbeit mit dem externen Auditor im Wesentlichen Verbrauchsübersichten über alle Energieverbraucher erstellt und mögliche Einsparpotenziale im Betrieb ermittelt. Ein solches Audit kann daher als ein passives Energiemanagement in abgespecktem Rahmen angesehen werden.
Das EnMS selbst wurde dann maßgeblich in 2015 aufgebaut und läuft jetzt daher etwa ein Jahr. Während der Aufbauphase wurden die erforderliche Dokumente erstellt, Messwerte zusammengetragen und sämtliche Strukturen erstellt, die für die Zertifizierung des Systems notwendig sind. Außerdem wurden in dieser Zeit zwei weitere Audits durch externe Firmen durchgeführt: ein vorgeschriebenes internes Audit sowie ein „Stufe 1“-Audit. Im Dezember wurde das System dann im abschließenden Zertifizierungsaudit „Stufe 2“ geprüft. Hier wurde die Normkonfirmität bestätigt und das Zertifikat ausgestellt.
In meiner Position als Energie- und Klimamanager bei den Stadtwerken Gersthofen bin ich für die Einführung und Aufrechterhaltung des Energiemanagementsystems (EnMS) gemäß der Norm ISO 50001 verantwortlich. Da es für Außenstehende wohl ein recht abstraktes Thema ist, möchte in zwei Artikeln einen möglichst anschaulichen Einblick in das Thema geben. Der erste Teil orientiert sich am und beschreibt den Aufbau der Norm. Im zweiten Teil des Artikels werde ich über die Umsetzung des Systems bei den Stadtwerken Gersthofen berichten.
Was ist ein EnMS?
Der Begriff Energiemanagementsystem ist nicht geschützt und auch nicht eindeutig definiert. In allen Fällen geht aber es darum den Energieverbrauch zu kontrollieren und die Energieeffizienz zu steigern. Die Norm ISO 50001 fordert jedoch die Umsetzung zahlreicher weiterer Maßnahmen und Strukturen die weit über diese einfache Definition hinaus gehen.
Warum werden EnMS eingeführt?
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu reduzieren. In den vergangenen Jahren wurden daher von der Regierung zahlreiche Gesetze überarbeitet und einige neue erlassen. Mit Industrie- und Gewerbeunternehmen wurden ebenfalls Fahrpläne zur Steigerung der Energieeffizienz vereinbart. Ein Instrument ist dabei die Verpflichtung von Unternehmen mit großem Energieverbauch zur Durchführung von Energieaudits beziehungsweise die Einführung eines EnMS. Diese Verpflichtung wird beispielsweise über den § 10 des Stromsteuergesetzes oder § 55 des EnergieStGesetz umgesetzt; dort werden seit 2013 Steuererleichterung für große Energieverbaucher an das Vorhandensein eines EnMS geknüpft.
Aktuell laufen die Planungen für die Photovoltaikanlage am Gersthofer Wasserwerk auf Hochturen. Im Energie- und Umweltausschuss konnten nun erste Kennwerte zur Dimensionierung und Wirtschaftlichkeit verschiedener Anlagenvarianten präsentiert werden. In der Augsburger Allgemeinen (Gersthofer Zeitung) wurde am 06.06.2016 über das Projekt berichtet, mit dem zukünftig ein erheblicher Teil des Strombedarfs im Wasserwerk durch Sonnenenergie gedeckt werden wird.
In der kalten Jahreszeit brummt die Heizung. Grund genug sich verstärkt mit den Energiekosten und -effizienz zu beschäftigen! Daher hat die Stadt Gersthofen in diesem Winter interessierten Bürgern professionelle Unterstützung zu diesem Themen angeboten. Beim Energie-Check nahmen sich Energieberater eine Stunde Zeit, um den Bürgern vor Ort wertvolle Tipps zu geben. Im Mittelpunkt standen die Bereiche Energieeinsparung, Sanierung und erneuerbare Energien. Mit der Aktion wurde die Umsetzung einer neuen Energiepolitik der Stadt Gersthofen eingeläutet. Deren Ziel ist es den Energieverbrauch nachhaltig zu senken und Ressourcen zu schonen. Alle Bürger waren dabei herzlich eingeladen sich an der Aktion zu beteiligen und das kostenlose Angebot zu ihren Gunsten zu nutzen!